Quer durch die Zentraltuerkei

Die Türkei - welch schönes Urlaubsland. Die meisten von uns waren schon einmal da. In Antalya, Fetihe oder haben die schönen griechischen Ruinen angeschaut oder Istanbul, die große pulsierende Stadt am Bosporus mit ihrem europäisch-orientalischen Charme.

Die wenigsten von uns haben aber die Türkei mit dem Fahrrad bereist. Und genau da liegt der Knackpunkt. Aber der Reihe nach. Die Fahrt an die bulgarisch-türkische Grenze war schon beschwerlich genug, es ging vom Schwarzen Meer auf über 700 Meter Seehöhe, auf dem Bergkamm lag dann die Grenze. Ab da ging es erst einmal schön runter – durch einen dichten Laubwald. Nett. Aber nach zehn Kilometern hörte der Wald auf. Stattdessen Wind und Wellen. Hört sich gut an für Windsurfer – nicht aber für Radfahrer.

Unser Tagesziel, ein kleines Dorf auf halbem Weg nach Istanbul, erreichen wir schlechtgelaunt und völlig ausgepumpt kurz bevor das letzte Tageslicht erlischt. Das letzte halbe Hähnchen, dass das Dorf hergab, verschlungen und ab ins Bett. Der nächste Tag dann ein Martyrium. Gegenwind ohne Ende und eine Straße, die den Namen zwar nicht verdient, auf der aber trotzdem geschätzte 4 Milliarden LKW auf einem Kilometer fahren. Wutanfall. Das Fahrrad fliegt in den Graben – bin stinksauer. Was mach ich überhaupt hier??? Wir nehmen einen Bus nach Istanbul und stellen unsere Räder für zwei Tage in die Ecke.

Das war eine gute Idee. Istanbul ist cool, wenngleich auch ziemlich teuer. Deutsches Preisniveau in den hippen Vierteln. Wir wollen aber ins hippe Viertel – wir wollen uns mal was gönnen nach den Strapazen. Istanbul lässt unsere Laune wieder steigen, wir fühlen uns wohl, die Motivation wieder aufs Rad zu steigen ist so klein, man könnte sie unter den Teppich schieben. Wir überlegen uns deutsche Städte, die mit I anfangen. Ingolstadt – Istanbul ist doch auch eine gute Tour......

Nein, wir fahren weiter. Aber erstmal ein Stück mit dem Zug raus aus dem Riesenmoloch Istanbul. Manche sagen, zwölf Millionen Menschen leben hier, so genau weiß das keiner. Weiter geht’s Richtung Kappadokien. Der Zug spuckt uns in einer Art Steppe aus. Aparte Gegend, denken wir. Kein Verkehr, könnte Spaß machen. Unsere erste Steppendurchquerung. Die Landschaft sieht für Radfahrer bedrohlich aus, wir nehmen mehr Wasser mit als wir tragen können. Leider ist der Wind wieder unser stärkster Kontrahent, er gibt was er kann. Es ist unfassbar, wir eiern mit teilweise elf km/h Richtung Kappadokien.

Am Ende geht es besser, wir kommen in Göreme an, wo die fantastischen und bizarren Felsformationen einfach so in der Gegend rumstehen. Super. Ein Tag Pause – ganz klar. Wir spazieren durch alte Höhlenkirchen und abends kann man schön draußen sitzen und die Atmosphäre genießen. Ein angenehmer Ort. Leider kommt uns der Kollege Temperatursturz dazwischen und als wir am nächsten Tag losradeln sind es gerade einmal elf Grad und es nieselt. Der Niesel geht irgendwann in Starkregen über und dazu gesellt sich ein eisiger Wind. Filmen is nich, die Finger sind steifgefroren. Wahnsinn. Gestern noch bei 27 Grad durch die Höhlen gewandert, jetzt bei elf Grad und Regen gegen den Wind ankämpfen. Wir nehmen uns ein überteuertes Hotel, Hauptsache es ist warm. Ins Bett und nicht wieder aufstehen bis zum nächsten Morgen ist der Plan. Er klappt..... Wenigstens etwas.

Am nächsten Tag ist das Wetter etwas besser, es ist zwar immer noch kalt, aber der Wind hat gedreht und wir werden Richtung Adana geblasen. Vom Mittelmeer melden wir uns dann das nächste Mal auch wieder.....