Von Sofia zur Schwarzmeer-Küste

Wir haben unsere Reiseroute geändert, statt Griechenland wollen wir der bulgarischen Schwarzmeer-Küste einen Besuch abstatten. Also geht’s erstmal weiter Richtung Osten. Auf unsere erste Station nach Sofia, in Plovdiv erleben wir Bulgarien im Kaufrausch: Die charmante Altstadt eine einzige Einkaufsmeile aus Boutiquen, italienischen Designerläden und Handygeschäften. Dazwischen ‚geschmackvoll’ unter Beton eingefasst das bedeutenste historische Erbe der Stadt, die Überreste eines römischen Theaters. Den besten Blick darauf hat aus einem ebenfalls unter der Straße befindlichen Internetcafe.
 

Auf dem Weg zum Schwarzen Meer zeigt sich Bulgarien von seiner anderen, seiner flachen und grauen Seite; statt Gebirge und Wälder, weite Ebenen und Felder, statt wolkenlos sonnigem Blau, tiefhängendes dunkles Grau. Das Wetterglück scheint uns verlassen zu haben. In Sozopol, einem kleinen Ort an der Schwarzmeer Küste, bleibt die Badehose kalt, statt dessen muss die Regenjacke ran.

Das Wetter passt zur Nachsaison-Stimmung hier. Nur noch wenige Touristen verlieren sich in den Strassen und Gassen von Burgas, Sozopol und den anderen Orten, durch die wir entlang der Küste rollen. Verlassene Hotelkomplexe und Ferienanlagen säumen die Straße. All das vermittelt Depression. Vielleicht könnte die Sonne das ändern. Irgend einen Grund, außer billigen Grundstückspreisen, muss es schließlich dafür geben, dass Briten und Deutsche hier ihre Ersparnisse offenbar in Grundstücke und Ferienwohnungen investieren. An jeder zweiten Straßenecke findet man ein Maklerbüro.

In vielen Restaurants und Cafes ist man preislich bereits im Westen angekommen. Selbst in der Hauptstadt Sofia kosten Bier und Kaffee erheblich weniger. Nur zehn Kilometer landeinwärts zahlt man wieder nur noch die Hälfte, falls etwas gibt. Vergeblich versuchen wir auf unserem Weg Richtung türkische Grenze in einem verschlafenen Dorf Stärkung für den nicht enden wollenden Aufstieg hinauf in die Berge zu bekommen.

Fast scheint es, als wolle uns Bulgarien nicht gehen lassen: 50 Kilometer sind es von der Küste bis nach ...,  der letzten bulgarischen Stadt vor der Grenze; fast 40 davon geht es nur bergan. Das kostet Kraft und Zeit. Als wir das Ortsschild passieren, ist es bereits stockfinster. ... entschädigt uns für die Strapazen mit einem für diese abgelegene Gegend fast schon ‚overdresstem’, aber dennoch preiswerten, kleinen Hotel, dem einzigen in der Stadt. Trotz beträchtlicher Sprachbarrieren steht bald darauf auch ein leckeres Abendessen auf dem Tisch. Hier gefällt uns Bulgarien wieder.