Kroatien - Die Wunden heilen langsam

Aus den Bergen um Pecz geht es in Wellen Richtung kroatisch Grenze. Kurz davor aendert sých die Landschaft radikal, es wird eben wie ein Pfannenboden. Die Raeder rollen leicht dahýn, Ungemach droht von anderer Seite. Oli wird von einer slawonischen Riesenwespe attackiert - die Spuren im Nacken werden noch Tage lang sichtbar sein. Gleich nach dem Grenzuebertritt erinnert ein Schild neben der Strasse an die toedliche Dummheit, die uebersteigerter Nationalimus hervorzubringen vermag: “Achtung Minen! Lebensgefahr” steht ýn roten Lettern unter einem stilisierten Totenkopf. Im Nordosten Kroatien sind die Zeichen des Krieges - des ‘vaterlaendischen’ wie man hier sagt -, mit dem die Kroaten ihre Ab- und Ausloesung aus dem Kunstprodukt ‘Jugoslawien” erkaempften, noch immer sichtbar. Einschussloecher und Schaeden durch Granat- und Bombensplitter an Gebaeuden ýn Osijek, das sých ansonsten herausgeputzt praesentiert - und auf dem Weg nach Westeuropa. Die Budget-Übernachtung im Hotel Central kostet bereits 70 Euro.  

Weiter ins Geschichtstraechtige Vokovar. Hier liegen selbst in der Innenstadt viele Gebaeude noch immer in Truemmern; verbleichende Werbeschriften fuer Restaurants und Hotels erzaehlen von den Tagen, bevor der Hass die Stadt in zwei Lager teilte. Seitdem leben Kroaten und Serben in Vukovar ihr eigenes Leben, streng getrennt in Ghettos. “Wenn du dir die Kirchen ansiehst, weisst du, wer in diesem Viertel wohnt”, erzaehlt Suzanna vom Kinderhilfsprojekt ‘Breza’ in Osijek. In der von ihr gegruendeten Wohngemeisnchaft lebt auch Sanisa, ein 15-jaehriger Junge aus einer serbischen Familie in Vukovar. Der leibliche Vater fluechtete nach dem Krieg nach Serbien, den Nationalstolz und den Hass auf Kroaten hinterlies er seinem Sohn. Als Sanisa nach Breza kam, beherrschte er nur das kyrilische Alphabet, sprach nur serbisch. Was in Kraotien passiert, interessiert ihn bis heute nicht. Aus seiner Gesinnung und seinem Hass macht er auch in der Oeffentlichkeit kein Geheimnis. ”Wenn er so weiter macht, endet er irgendwann mit einer Kugel im Kopf”, meint Suzanna. Denn der Hass schwelt auf beiden Seiten weiter.

Am Ortseingang von Vukovar feiert ein Plakat kraotische Militaerfuehrer als nationale Helden. An der Oberflaeche dieses dunklen Flusses erobert die Normaliaetet ihren Raum zurueck. Doch es wird wohl noch lange dauern, bis alle Wunden geheilt sind - die sichtbaren wie die unsichtbaren. Als duesteres Mahnmal thront ueber der Stadt der zerbombte Wasserturm, an seinem Fuss schiebt sich traege die Donau zwischen Auwaeldern dahin. Eigentlich koennte das Leben hier so beschaulich sein.